Stimmung! Stimmung?

[In_Due_Time]

Sind die Menschen, die die finanziellen Möglichkeiten haben, jedes Wochenende zum Spiel zu fahren, tatsächlich bessere Fans? Ich kann es mir nicht leisten, darf ich dann überhaupt meine Meinung dazu sagen?
Ich versteh euch nicht... Anstatt miteinander für gute Stimmung zu sorgen, wird lieber darüber diskutiert, wer der bessere Fan ist, wer mehr Zeit, Geld und was weiss ich in Werder investiert. Wenn man das aus der Ferne betrachtet, klingt das so langsam mehr als lächerlich.
Ich kann den Boykott auch verstehen. Kaum jemand kann an einem Montag 600 km reisen,nur für ein Spiel. Andererseits finde ich es wahnsinnig, was gestern trotzdem für eine Stimmung war! Ich sass mit Gänsehaut vor dem Fernseher! Und jetzt stellt euch mal vor, alle würden zusammen so anfeuern...

[C.Harper]

Da kam gestern tatsächlich zum ersten Mal diese Saison so etwas wie Stimmung aus dem Stadion rüber.
Sicher immer noch sehr viel Luft nach oben, Klatschpappen bleiben beispielsweise mMn weiterhin peinlich und überflüssig, es muss auch ohne gehen. Der Spielverlauf mit insgesamt 8 Toren hat natürlich auch seinen Teil beigetragen. Die Grundsatzdiskussion über Ultras hier begreife ich nicht. Als ob die Anwesenheit von Ultras es irgendjemandem verbietet, Stimmung zu machen. Zudem sollte man sich bei so einer Diskussion ausschließlich auf die Bremer Ultras beziehen. Nicht alle Ultragruppierungen stehen für einschläfernde Dauergesänge etc.

[Rentner]

Was genau spricht denn zusammen so anzugeben. Also mal abgesehen von unmöglichen spielansetzungen der DFL.

Edit: kann mir bitte mal jemand ein Beispiel für einschläfernden dauergesang im Weserstadion nennen? Ich lese das Argument ständig, obwohl es objektiv ziemlich dumm klingt.

[d u d u]

Einige Leute hier sollten mal an die frische Luft.

Ich amüsiere mich köstlich.

Bei mir erweitert sich lediglich die Ignore-Liste.

[LifelongGreenWhite]

Sicherlich haben die Ultras in jedem Spiel eine positive Auswirkung auf die Gesamtstimmung. Ich war gestern im Stadion und es hat mir höchsten Respekt für die Ultras abgenötigt, sich ein ganzes Spiel lang so aufzuopfern, wie wir alle es gestern getan haben.

Aber. Eine solche Stimmung wie gestern wäre meiner Meinung nach mit den Ultras nicht möglich gewesen. Und zwar deshalb, weil sie a) wenig auf das Spielgeschehen reagieren b) oft massenuntaugliche Gesänge haben (klar - auch manchmal aktive Erholung, ist ja ok, aber dazu später mehr) c) die anderen Fans großteils ignorieren d) die anderen Fans die Verantwortung auf die Ultras abschieben.

Gestern hat man gesehen wie geil es ist, wenn ein ganzes Stadion mitgeht. Klar, in jedem Spiel der Saison (zB ein 12. Spieltag gegen Hoffenheim) würde es nicht möglich sein, jeden Zuschauer so zu motivieren, da dann großes Danke an die Ultras!

Aber man darf auch mal konstruktive Kritik äußern. Und da sollten sich die Ultras vielleicht endlich mal nachhaltig fragen, wie man die anderen Fans mehr mitnimmt. Capo nicht mit dem Rücken zum Spielgeschehen, Gesänge massentauglicher, Fahnen mal ein bisschen rücksichtsvoller und die eigenen verdienten Pausen ruhig durch andere Fangruppen füllen lassen und nicht mit diesem pausenfüllenden Gelalle aktive Pausen nehmen. Wenn Gesänge entstehen, nicht mit eigenem Kram überbrüllen. Solche Sachen. Niemand verlangt Perfektion, und wir sind dankbar für die Aufopferung, aber ich war schon so oft im Stadion, meist Ost-Steh und ich habe schon so oft gemerkt, wie andere Einflüsse auf die Stimmung unterdrückt wurden. Bevor die Ultras da waren, war vieles schlechter, aber das ganze Stadion hat öfters mehr mitgemacht.

Es ist schon so, wenn eine Gruppe die volle Verantwortung an sich reißt, ist das für alle anderen sehr bequem und eine Entschuldigung dafür, nicht voll mitzugehen. Ich weiß, dass das auch nichts ist, was die Ultras erreichen wollen. Daher hier die dringende Bitte: Ändert doch mal was!

[LifelongGreenWhite]

PS: An alle die meinen, gestern war nur so eine Stimmung, weil das Spiel so gut lief. Grundsätzlich ist da sicher was wahres dran. Bei einem 2:6 wäre man am Ende bedient gewesen, aber wart ihr da?

Habt ihr gespürt wie heiß alle waren? Habt ihr gemerkt wie schon alles gebrodelt hat, bevor irgendwas los war? Habt ihr erlebt, wie jeder einzelne Fan bereit war die Verantwortung der fehlenden Ultras alleine zu übernehmen?
Es war geil! Es war einfach unfassbar. Es war teilweise besser als die CL-Matches die ich live gesehen habe. Und es war auch so geil, als wir Gegentore gekriegt haben, als die Stuttgarter hart gedrückt haben, als fiese Abwehrfehler passierten.
Viele sagten hier, das Spiel habe die Fans auch angepeitscht. Aber vielleicht nur zu zehn Prozent. Umgekehrt war der ganze Rest. Die Jungs sind 2 km mehr gelaufen als Stuttgart. Haben 60 % Zweikämpfe gewonnen, Haben den Rasen umgepflügt. Die wurden nach vorne gepeitscht. Das Stadion hat gebebt. Und das kann man auch mal so anerkennen.
Das war keine Begeisterung, weil ein Spiel schon nach 10 Minuten entschieden war, das wäre auch bei einem Ein-Tor-Rückstand bis zur 85. genauso abgegangen. Und das fand ich beeindruckend.

[Tinitus]

Das Ultras überflüssig sind ist mal absoluter Käse...

Ich glaube jede Fraktion, ob Ultra, Kutte, "Normalo-Fan", Stehplatz oder Sitzplatz, Eventfan, Logenmensch oder-was-weiß-ich-was hat seine absolute Daseinsberechtigung im Stadion.

Was mich nun aber im Vorfeld des "Montagsspieltages" beschäftigt hat ist das Selbstverständnis der boykotierenden Gruppen. Denn es sind ja gerade die, die für sich in Anspruch nehmen immer alles für den Verein zu tun und zu geben. Hier ist aber für mich der Boykott eines der wichtigsten Spiele der jüngeren Vergangenheit absolut Fehl am Platz. Bitte nicht falsch verstehen ich habe sogar große Sympathien zu "Ultra spezifischen Themen wie Anstoßzeiten, Repressionen, Kein Fussball den Faschisten, und bin sogar sehr Pyro aufgeschlossen (bei Kontrolliertem Zünden, Fackelpass, Fackelblock etc) aber das ist ein komplett anderes Thema.

Dieses Zeigt mir nur auf worum es den boykottierenden Gruppen geht, und das scheint dann eben nicht die 100 prozentige Unterstützung des Fussballvereins zu sein, sondern die Vertretung der eigenen Interessen. Und deshalb bin ich Froh das die Stimmung gestern so war wie sie war, und auch das Signal gesendet wurde das es trotz des Fehlens von 4 Gruppen und ohne Capo laut, sogar sehr laut werden kann. Und ja ich weiß natürlich auch das die Stimmung von der Situation und dem Spielstand sehr Positiv beeinflusst wurde.Ich persönlich fand die Lieder gestern wesentlich mitreißender als das übliche "wir werden hier heute Gewinnen..." und "Pipi Langstrumpf". Ich mochte den Oldschool Support ohne dabei irgendjemand vorschreiben zu wollen was man singen soll und was nicht.

Wenn ab jetzt alle zusammen Stehen und Alarm machen, Laut sind und die Mannschaft unterstützen, kann es ja tatsächlich noch was werden mit der Klasse und dem nicht Abstieg.

In diesem Sinne

[-Luke-]

Habe gestern schon fast befürchtet hier reinzuschauen, und von manchen eine Grundsatzdiskussion über Ultras zu sehen. Das Spiel gestern als Maßstab zu nehmen und die Stimmung mit dem Fehlen der Ultras in Zusammenhang zu bringen, ist völlig absurd. Das war gestern eines der wichtigsten Spiele der Vereinsgeschichte und es wurde bereits im Vorfeld unglaublich mobilisiert. Dazu passt dann vom Spielverlauf einfach alles. Solche Voraussetzungen hat man in einem Heimspiel von hundert.

Ich kann mich auch an andere Heimspiele ohne Ultras im Stadion erinnern (da war z.B. mal ein Heimspiel gegen Hertha (?) irgendwann 2005 rum, das aus Gründen boykottiert wurde, die mir jetzt nicht mehr einfallen), da ging absolut gar nichts ohne die Koordination der Gesänge (bzw. hat man nach wenigen Minuten aufgegeben, überhaupt Gesänge starten zu wollen). Wer nach dem Spiel gestern glaubt, dass es ohne Ultras ja ganz gut und noch besser gut, dürfte sich ziemlich wundern, wenn wieder "normale" Spiele kommen.

Der Abend gestern war einfach grandios. Daran sollten wir uns erinnern und versuchen, so etwas zusammen auch gegen Frankfurt hinzubekommen, anstatt hier mit dem Finger aufeinander zu zeigen. Frankfurt kommt eher mit 10.000 Leuten als mit den vielleicht 1.000, die Stuttgart gestern hatte. Da Heimspielstimmung aufkommen zu lassen, wird hart.

[Rentner]

Die Liverpool Vergleiche. fehlt nur noch dass demnächst you'll never walk al gesungen wird.

[LifelongGreenWhite]

...

Ich weiß nicht, ob du dich auch auf mich beziehst, ich fühle mich halb angesprochen. Habe zwar ebenfalls darauf hingewiesen dass es nicht in jedem Spiel so sein kann wie gestern, aber im Gegensatz zu dir habe ich auch ein paar Spiele (müsste 2009 oder 10 gewesen sein, Stadion war noch im Umbau, 3-5 Spiele Boykott der Ultras) gesehen, bei denen der Support ohne Ultras super war.
Ich bin, das konnte man hoffentlich auch aus meinem obigen Post lesen, kein Gegner der Ultras. Eigentlich finde ich die Jungs sogar Klasse. Es gibt aber einige Sachen, die sie machen, die dafür sorgen, dass weniger Stimmung kommt, als möglich wäre. Und dazu zählen eben die Gesänge alá "wir werden hier heute Gewinnen..." und "Pipi Langstrumpf" genauso wie die Fahnen und das ignorieren der Gesänge anderer Fans. Auch der entgegen des SPielgeschehens sitzende/stehende Capo zählt für mich dazu.

Ich wollte die entstandene (und nach diesem Spiel tatsächlich vorhersehbare) Diskussion nutzen, um vielleicht mal konstruktiv ein paar Sachen anzuregen. Immerhin dürfte das im Interesse jedes Fans sein.

[problemulf]

"pipi langstrumpf" bringt weniger stimmung?

und meinst du vielleicht die cl-heimspiele 2010? da war der support ziemlich scheiße, wenn ich mich richtig erinnere.

[Ivan17]

Habt ihr gespürt wie heiß alle waren? Habt ihr gemerkt wie schon alles gebrodelt hat, bevor irgendwas los war?

Deswegen war die Stimmung ja so gut.

Habt ihr erlebt, wie jeder einzelne Fan bereit war die Verantwortung der fehlenden Ultras alleine zu übernehmen?

What?

Wer glaubt, in einem Spiel wie diesem wäre mit Ultras nicht mindestens die selbe geniale Stimmung gewesen, hat einen Ozean nasser Helme verdient.

Aus einer Stichprobe von eins(!) überhaupt irgendetwas ableiten zu wollen ist lächerlich. Als Gegenbeispiel: Ich war schonmal bei einem CL-Spiel im Weserstadion gegen Tottenham, bei dem es ebenfalls einen Ultra-Boykott gab.
Das war ohne Übertreibung das mit Abstand gruseligste was ich je an Stimmung in einem Fußballstadion erlebt hab. Auf jeder Beerdigung ist mehr los.

Edit: "Du wirst hier heute gewinnen..." und das, was du als "Pipi Langstrumpf" bezeichnest sind großartige Songs, wenn alle mitgehen. Kann man bei Auswärtsspielen sehr gut sehen (bzw. hören).

[-Luke-]

...

Ich weiß nicht, ob du dich auch auf mich beziehst, ich fühle mich halb angesprochen.

Nee, war nicht auf dich bezogen. Deine Beiträge fand ich konstruktiv und nachvollziehbar. Auch der aktuelle.

[Rentner]

Mehr Stimmung durch weniger Stimmung, wasserdichter Plan. Genauso wie ein capo der Richtung Spielfeld singt und somit von gar keinem mehr verstanden wird.

[hawk83gut]

stimme lifelongrenn vollumfänglich zu. natürlich sind die galerengesänge stimmungskiller, wenn gerade das stadium mitgeht. das heißt nicht, dass man sie nie singen kann, aber eben nicht dann wenn man gerade viele leute dabei hat. und natürlich sind auch riesige fahnen wie dieses jahr von caillera nicht nötig, zumal der ungeschriebene deal sie bei strafraumszenen einzuholen nicht mehr zu gelten scheint. das nervt, und das selbstverständnis der ultras die besseren fans zu sein auch. das ist aber eine andere diskussion als die ob man ultras gar nicht "braucht", was sowieso eine unnütze debatte ist, weil es sie nunmal gibt.