Bin weder pro Ultras, Unterrang, Oberrang, VIP etc....ich bin derjenige, der auf Grund seiner geographischen Entfernung (im Südwesten der Republik) im Jahr auf maximal 2 Heimspiele und eine handvoll Auswärtsspiele fährt und somit ein schön neutrales Statement abgeben kann.
Mein Eindruck: Die Stimmung im Weserstadion ist wohl mit eine der schlechtesten in der Bundesliga.
Früher hab ich es immer auf die Tartanbahn geschoben und hab mich wie ein kleines Kind über den Stadionumbau gefreut, heute weiß ich, dass es auch mit besseren akkustischen Voraussetzungen nicht besser geworden ist. Bin zu weit weg um die internen Grabenkämpfe zu beurteilen, aber es muss wohl auch irgendwie an der gemütlich, geerdeten und entspannten Bremer Mentalität liegen. Unvorstellbar, dass bei uns z.B. mehr als 2000 Fans zu eine Euro-League Spiel fahren würden...bei Frankfurt fahren beispielsweise 12.000 (!) mit nach Bordeaux. Sicher ein Extrembeispiel, aber die Euphorie war selbst zu Champions League Zeiten bei den Werder Fans nicht halb so hoch wie bei anderen Vereinen....von der Leidenschaft im Ruhrpott will ich gar nicht erst anfangen...
Fakt ist: Die Ultra Bewegung erinnert mich irgendwie an ein Kasperletheater.
Bestimmt tut diese Gruppierung mehr für den Verein als der gemeine Fan, aber auch hier bin ich ehrlich gesagt zu weit weg, um beurteilen ob dem wirklich so ist. Es wird immer wieder das Bild gezeichnet, dass ein Ultra für Werder lebt und alles andere dafür zurückstellt. Das Herz des Ultras hängt an seinem Verein, ein Gegentor bedeutet ein Krebsgeschwür in der Magengegend, lieber würde er sich einen Finger abhaken lassen, wenn er damit die Niederlage in einem Nordderby verhindern könnte....aber stimmt das wirklich?
Wie passt das zusammen mit ewig (langweilig) monotonen Gesängen, die zu 0,0% auf den Spielverlauf eingehen? Wenn mir der Verein soviel bedeutet, müsste da mein Herz bei jeder Torchance vor Aufregeung beben?
Mein Eindruck ist, dass es den Ultras wichtiger ist, der Welt, ihre mit Liebe gestaltete Fahne zu zeigen, anstatt freien Blick auf das Spiel zu haben. Irgendwie 17x Karneval grün-weiß im Jahr, aber das hat nicht wirklich was mit Fankultur zu tun, wie ich sie vor ca 20 Jahren kennengelernt habe...
Und nein, ich kann es nicht besser, ich komme jetzt nicht ab sofort jedes Heimspiel nach Bremen und engagiere mich nicht mehr als bisher damit alles besser wird. Der obige Text ist einfach nur eine nüchterne Betrachtung eines ewig treuen Werder Fans, der schon immer neidisch auf die Fankultur anderer Vereine war und schon zig Mal wegen der schlechten Stimmung im Weserstadion von seinen Eintracht, BVB, KSC Freunden gehänselt wurde...
@Paschinho
Die Stimmung steht und fällt mit dem Erfolg. In der dunklen Ui-Cup-Zeit war im WS noch sehr viel weniger los. Da war Grabesstimmung.
Aber es war angemessen. Zu CL-Zeiten war teilweise die Hölle los im Stadion. Das war an den Mittwochabenden von Minute 1 bis 90 totale Gänsehautatmosphäre. Da war das WS ein Kessel voller Stimmung! Das war auch angemessen.
Jetzt spielen wir noch beschissener als in der dunklen Zeit und da darf man sich – als Traditionalist – ruhig mal über unangemessene "Gute Laune" aufregen.
Es sei denn, man ist Mexikaner. Die tanzen gerne auf Beerdigungen. Aber als Norddeutscher? Bitte nicht. Demnächst trinken wir noch Caipirinha oder so'n Zeugs.
Aaron Hunt (HSV)
*Reve rof Nenasap Retep (Irtep)*
@problemulf:
Falls Du auf meinen Beitrag von gestern 09:09 Uhr anspielst: Dass ein "Halt die Fresse!" angebracht sei, steht da eben nicht drin!
Es steht drin, dass ich diese Aufforderung in diesem speziellen Fall, wo sich die Heimmannschaft auch noch ausgesprochen blöde anstellt, verstehen kann.
Ziemlich wörtlich sogar!
Buongiorno Dio, lo sai che ci sono anch'io!
Mit dem Tod habe ich nichts zu schaffen: Bin ich, ist er nicht. - Ist er, bin ich nicht.
Fight like a titleholder, stand like a champion, live like a warrior - and never let'em break you down!
Es gibt in Bremen offensichtlich nur eine begrenzte Anzahl von Menschen die an guter Stimmung interessiert sind und auch ihren Teil dazu beitragen wollen. Dann bilden sich aus diesen eben die Fangruppen (oder Ultra-Gruppierungen) die sich in ihrem Kollektiv für Gesänge entscheiden, neue entwerfen, neue ausprobieren und Choreografien organisieren. Eine kleine Demokratie wo jeder eine Stimme hat, der dann am Wochenende im Rund auch die Stimme erhebt.
Was können die denn nun dazu, wenn diese Gesänge dem Zuschauer, der an der guten Stimmung Interesse hat -aber kein Interesse daran hat etwas für diese zu tun- nicht gefallen?
Man steht da unten in der Kurve, Sonntag Nachmittag, ein langes Wochenende hinter einem, der Lieblingsverein liegt gerade 0:3 hinten, reißt sich nochmal zusammen und singt, dass kommen kann was wolle, weil man seinen Verein LIEBT und da kein Ergebnis und kein Tabellenplatz der Welt was dran ändern können (es war wirklich das passendste Lied und es gab keines, bei dem sich mehr Leute zum mitsingen hätten motivieren lassen!) und wird dann von oben mit "Halt die Fresse" angeblökt...
Und zwar auch von Leuten die nicht bei den einfachsten und bekanntesten Liedern mitgemacht haben!
Wenn das gegen die Mannschaft ging, sollen die halt das Stadion verlassen, ab dem Punkt wo es ihnen nicht mehr passt- sehr wirkungsvoll!
Wenn es aber gegen die eigenen, immer noch die Mannschaft unterstützenden Fans, ging, kann ich dafür überhaupt gar kein Verständnis aufbringen.
P.S.: Natürlich sind Ultras auch Selbstdarsteller! Oder war die Choreo der Dortmunder in Bezug auf den Henkelpott jetzt der super tolle Support? Nein! Es war größtenteils einer Art Selbstdarstellung, das gehört dazu.
Aber im Mittelpunkt steht immer noch der Verein!
Und noch eine Drehung
Wie oft ist man mittlerweile eigentlich am Anfang vorbeigekommen?
Auf gehts, da geht noch was!
"Wenn Jesus eine Waffe gehabt hätte, würde er heute noch leben." (Homer Simpson)
beat, du nimmst die Diskussion nicht ernst!
Aaron Hunt (HSV)
*Reve rof Nenasap Retep (Irtep)*
Genau hier liegt wohl das Missverständnis der Ultras gegenüber den sog. normalen Fans.
Es ist nämlich vollkommen uninteressant, dass Ihr den Verein liebt. Es ist uninteressant für die anderen Zuschauer und es ist noch uninteressanter für die Mannschaft oder gar den Verein. Das ist Euer Bier und darf es auch bleiben. Mehr oder weniger ist das schließlich bei allen Zuschauern so.
Wenn Ihr trotzdem glaubt diese Banalität singend zu verkünden habe irgendetwas mit Unterstützung der sich schwer tuenden Mannschaft zu tun, dann liegt Ihr in den Augen der allermeisten Fans falsch. Ein Nichtultra kann in solchen Gesängen naturgemäß nichts weiter erkennen als eitle Selbstbespiegelung. Außerhalb Eures Blocks sind die Texte nicht verständlich und die geleierten Melodien alles andere als mitreißender Support. Insbesondere dann, wenn eben dieser mitreißende Support von vielen als wünschenswert empfunden wird. Deshalb wird mit zunehmender Dauer solchen als wenig hilfreich empfundenen Gesangs irgendwann unwirsch reagiert. Da kommt dann auch mal ein drastischer Spruch vor. Was übrigens auf Fußballplätzen weltweit üblich ist. Sich darüber aufzuregen spricht wohl eher für einen gewissen Realitätsverlust als für berechtigte Empörung.
Stattdessen wünschen sich viele sangeswilligen Leute außerhalb des Blocks vom sangeswilligen Publikum in der Ost echte Anfeuerung für die Mannschaft, die situativ die Jungs nach vorne pusht und den Rest des Stadions mitnimmt. Dazu sind komplizierte Lieder mit weitgehend unbekannten Texten aber vollkommen ungeeignet. Einfache Parolen, kurze Gesänge, prägnante Beleidigungen für den Gegner. Das ist der Stoff, der seit Jahrzehnten Stimmung ins Rund bringt. Daran hat sich auch durch die Erfindung der Ultrabewegung nichts geändert. Das Ihr das könnt steht außer Zweifel. Im Sinne eines brodelnden Weserstadions wäre es schön, wenn es auch umgesetzt würde.