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Thema: Keine Gewalt ist auch keine Lösung

  1. #1
    Bierstandszene
    Gast

    Keine Gewalt ist auch keine Lösung

    Da ich nach Beiträgen meinerseits von einigen Usern hier als jemand dargestellt wurde der unter Gewaltphantasien leidet, durch die Gegend läuft mit seiner Schrotflinte und wahllos Leute erschießt wenn sich die Gelegenheit bietet möchte ich einiges klarstellen, aber durchaus diesen Thread auch dafür nutzen um über Gewalt im Alltag und wie ihr darüber denkt bzw. was ihr unternehmt um Gewalt zu verhindern bzw. zu beenden zu diskutieren.
    Ich habe Gewalt erlebt, ich habe eingesteckt und ausgeteilt. Nicht in der Familie, bevor jemand auf dumme Ideen kommt. Die Mossberg, bzw. Kate wie ich sie inzwischen nenne, ist nicht mehr als ein running gag, der irgendwann mal in einem Thread entstand als es um die Verschärfung des Waffenbesitzes ging. Aus dieser Waffe ist seit 25 Jahren kein Schuss mehr abgegeben worden, ich habe nicht mal Munition dafür. Meine Kinder wissen nicht dass ich sie habe, wo sie sich befindet nur meine Frau, das Ordnungsamt und ich. Ich besitze diese Waffe völlig legal, deswegen denke ich auch nicht dran sie zu entsorgen. Und schon gar nicht daran sie übers Darknet zu verkaufen obwohl das ne Menge Geld wäre.
    Kommen wir zu meinem eigentlichen Anliegen- wie wehrt ihr euch gegen Gewalt? Spielt ihr überhaupt Gewaltszenarien durch und wie ihr euch dann verhaltet?
    Die normalen Selbstverteidigungskurse könnt ihr komplett vergessen, die Straße hat keine Regeln. Ein durchschnittlicher Kampf dauert 15 Sekunden, dann steht fest wer gewinnt. Und das seid garantiert nicht ihr wenn ihr Gewalt für euch selbst ablehnt.
    Es mag ja sein dass ihr damit noch nie konfrontiert wurdet, das ändert aber nichts daran dass es euch jederzeit treffen könnte. Oder in eine Situation geratet wo alles danach schreit einzugreifen.
    Ich tauge nicht zum Märtyrer, wie sieht es bei euch aus?

  2. #2
    Avatar von mads
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    Ich habe Gewaltszenarien bisher immer ganz gut vermeiden können. Es gab eine Situation nachts in der Berliner U-Bahn, ein Fascho machte meinen Kumpel an, darauf hin machte ich nen Spruch und schwupps stand der Schrank vor mir. Ich wusste in dem Moment, dass es jetzt auf mindestens auf die Fresse gibt und ich höchstens noch die Intensität dieser beeinflussen konnte. Also beschwichtigend die Arme gehoben und ihn freundlich angesehen. Gab dann ein auf die Nase, nix gebrochen aber ordentlich gesuppt. Der ist dann nächste Station raus, Polizei hat ihn dann auch noch erwischt, war wohl auch bewaffnet. Mit andereren Worten, das hätte auch ganz anders ausgehen können, wenn ich da die Offensive gesucht hätte. Gewalt ist mir auch höchst zuwieder und ich gehe Leuten, die dies vom Verhalten her potentiell austrahlen (aggressiv besoffene), grundsätzlich aus dem Weg.
    Geändert von mads (10.10.2016 um 00:39 Uhr)
    Liebe. Freiheit. Alles! Und Musik.

  3. #3
    Bierstandszene
    Gast
    Situationen vermeiden ist das Grundprinzip, aber wie in deinem Beispiel klappt das eben nicht immer.
    Was du hättest besser machen können? Den Schlag blocken. Du hast aber die Arme gehoben, das war ne Einladung. Klingt doof, aber der hätte dich überall getroffen, du hast ihm völlige Aufgabe signalisiert.
    Geändert von Bierstandszene (10.10.2016 um 00:47 Uhr)

  4. #4
    Avatar von mads
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    War ja vermutlich die gesündeste Art, aus der Nummer rauszukommen. Wenn ich ihm gesagt hätte, was ich von ihm halte, oder versucht hätte, mich zu wehren, würde ich vielleicht hier gar nicht mehr schreiben
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  5. #5
    Bierstandszene
    Gast
    Schon richtig. Aber nur weil er dir einfach nur in die Fresse hauen wollte, das hätte auch die Folgen haben können die du grad beschrieben hast.
    Dass es nur ne blutige Nase gab würde ich nicht gerade darauf zurückführen dass du die Arme oben hattest, wenn er den Schlag von unten ansetzt kannst du dabei draufgehen. Einen geraden Schlag Richtung Kopf kann man ziemlich einfach blocken und sofort kontern.
    Du wusstest einfach nicht wie du mit der Situation umgehen sollst, das ist ja der Grund warum ich den Thread aufgemacht habe, es gibt jede Menge Alltagsgewalt, aber wie man damit umgehen kann wurde wegdomestiziert.
    Mit solchen Leuten kannst du nicht diskutieren und es gibt auch Situationen wo Widerstand sinnlos ist. Nur gar keine Gewalt ist zumindest in meinen Augen auch keine Lösung, wer sich nicht wehrt lebt verkehrt.

  6. #6
    Avatar von mads
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    Man muss ja auch differenzieren, Gewalt in der Schule? Kneipenschlägerei? Besoffener Ehemann? In meiner Situation hätte Selbstverteidigung bedeutet, er oder ich.
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  7. #7
    Avatar von hawk83gut
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    Gewalt ist ein vielschichtiges Thema. Ihr sprecht hier ja offenba rnur über die direkte und unvorhersehbare physische GEwalt mit Fremden.
    Die habe ich schon öfter erlebt, meistens ist es glmpflich verlaufen, in Australien habe ich mich mal zwischen einen auf dem Boden liegenden und schon völlig zugerichteten und einen komplett außer Kontrolle geratenen Typen gestellt, der den gut und gerne tot getreten hätte. Ich hab ihn irgendwie mit einem Apell erreicht und er hat aufgehört, aber die SZene lief danach noch manches Mal mit anderem Ausgang vor meinem Auge ab.
    Wie BSB schrieb glaube ich auch nicht, dass Selbstverteidigung da sonderlich helfen würde, vielleicht läßt es einen sogar zu waghalsig werden.

    Eine andere Frage ist das, was ich jetzt in den kommenden Jahren auch ind en Fankurven kommen sehe, da werden die Rechten als kleine Minderheit immer weiter vordringen wollen, und sie werden dafür Gewalt benutzen. Da wird nur die GEgengewalt von einer großen Menge helfen, ein Werbevideo gegen Rassismus wird nichts bringen. Ich hoffe ich irre mich.
    "Jahre voller Frust"

  8. #8
    Avatar von Sajez
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    Mein Bild von BSB ähnelt dem von Clint Eastwood in Gran Torino.

    So im Alter von 15-21 hab ich mich das ein oder andere mal geprügelt. Manchmal allein, oft aber auch in der Gruppe, rückblickend betrachtet aber immer ziemlich sinnlos. Entweder landete man im Krankenhaus oder vor dem Richter. Da ich beides erlebt habe, habe ich es dann letztlich verstanden: Es gibt keinen Gewinner. Ich glaube aber es gibt wirklich Situationen, die sich nicht anders lösen lassen. Sehr selten, aber es gibt sie. Und ich glaube ich habe diese Grenze mit der Zeit einfach neu definiert für mich, sie ist aber immer noch da. Ich halte allerdings nichts davon Waffen im Haus zu halten oder mit sich zu führen und hatte lange Zeit auch eine eher pazifistische Haltung was die Bundeswehr angeht.

    Ich bin in den letzten Jahren einfach viel gelassener geworden. Gewalt ist anstrengend.
    Geändert von Sajez (10.10.2016 um 01:31 Uhr)

  9. #9
    Bierstandszene
    Gast
    Zitat Zitat von mads Beitrag anzeigen
    Man muss ja auch differenzieren, Gewalt in der Schule? Kneipenschlägerei? Besoffener Ehemann? In meiner Situation hätte Selbstverteidigung bedeutet, er oder ich.
    Einer Kneipenschlägerei kannst du ausweichen, Gewalt in der Schule oder dem besoffenen Ehemann nicht. Wobei Letzteres noch mal ein Thema für sich wäre.
    Was die 1:1 Situation angeht, auch da bestehen Möglichkeiten sich anders zur Wehr zu setzen als in deinem Fall. Aber eben nur, wenn man die Situation richtig einschätzen kann und auch die eigenen Möglichkeiten. Ablenken, Schwein sein, weh tun. Muß man natürlich können, besonders das Schwein sein, alles zu nutzen was den Gegner ausschaltet, dürfte imho im Worum verpönt sein. Ich habe da absolut keine Hemmungen, das wird mir hier oft übel genommen. Und je älter ich werde desto fieser muss ich sein, allein aus körperlichen Gründen. Für Gegengewalt, um das noch mal deutlich zu machen.
    Hawk, ne politische Debatte hatte ich hier eigentlich nicht im Sinn.

  10. #10
    Bierstandszene
    Gast
    Zitat Zitat von Sajez Beitrag anzeigen
    Mein Bild von BSB ähnelt dem von Clint Eastwood in Gran Torino.
    Danke, sehr schöner, wenn auch schmeichelhafter Vergleich.
    Du hast völlig Recht- Gewalt ist anstrengend. Aber sie zu ignorieren noch viel anstrengender. Und mit unabsehbaren Folgen.

  11. #11
    Avatar von Zoki
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    Ich glaube das man an diesem Thema kaum vorbei kommt. Irgendwie wohl gerade Zeitgeist? Alle Welt pumpt oder betreibt Kampfsport,rüstet sich gegen die Horden der zukünftigen Zombies, Real vertickert Pfeffer an der Kassenzone und über die Waffenläden will ich erst gar nicht sprechen. Was dabei vergessen wird ist die Tatsache das eine Auseinandersetzung übelst enden kann. Die durchschnittlichen 15 Sekunden halte ich für übertrieben. Meist langt ab nem gewissen Alter der erste Schlag um wochenlang unter Schmerzmitteln den Kieferchirurgen aufzusuchen. Tritt gefällig ? Kein Problem, einmal in den Steiß oder Rücken und dein Prolaps ist dir gewiss. By the way kann so ein Schlag in die Fresse man richtig teuer werden. Eigentlich egal für wen, zahlen tun unter Umständen beide. Am Ende lacht der Dentist.
    Ich weiß nicht was an so einer Keilerei geil ist? Einige brauchen das als Kick,ok aber in der Realität geht dann nur noch die blanke Angst um. Wer schon mal in ne Mündung gesehen oder die Klinge aufblitzen sah weiß Bescheid. Angst,pure Angst kriecht dir dann, den Verstand lähmend ,die Glieder rauf. Ich würde es dabei belassen, die Beine in die Hand nehmen und gerne den Feigling spielen. Die Sache ist es nicht wert.
    Geändert von Zoki (10.10.2016 um 02:04 Uhr)
    Слава Украине

  12. #12
    Avatar von cluseau
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    [random story 1] anfang der neunziger, irgendwo im osten: cluseau kommt nachmittags mit der bahn aus berlin, wo er seine oma besucht hat, die ihm jede menge gerümpel mitgegeben hat, unter anderem eine schreibmaschine. am selben tag spielte mittags ein lokaler drecksverein gegen einen anderen regionalen noch größeren drecksverein (die namen sind austauschbar, es gibt so viele davon). dass vor dem bahnhof noch mehrere dutzend kahlgeschorene auswärtsfans mit eingeborenen faschobratzen rumhängen, während sie auf ihre bahn warten um in ihr austauschbares graues höllenloch im erzgebirgsvorland zurückzukehren. das alles stellt cluseau fest, als er vollbepackt aus dem bahnhof kommt. kein taxi, natürlich. keine bullen. natürlich. kaum andere leute in der nähe, die läden haben schon seit stunden geschlossen. alles wie ausgestorben. es gibt jetzt keine chance auf flucht, also zähne zusammenbeißen und durch. dabei die locals fixieren, die persönlich über drei ecken bekannt sind, in der winzigen hoffnung, dass sie keinen bock auf späteren stress haben, aber es hilft nichts. irgendwer ruft "ne zegge!" und es gibt keine frage wer gemeint sein könnte. sekunden später liegt cluseau auf dem boden, springerstiefel im bauch, auf dem rücken, auf dem kopf, an den eiern. das geht circa zwei minuten so, bis aus einer unterführung gemächlich zwei bullen geschlurft kommen, ohne eile, ohne ambitionen sich einzumischen. nichtsdestotrotz: es gibt eine kurze unterbrechung, zeit genug um aufzuspringen, eine der drei taschen zu greifen (die mit den in westberlin gekauften platten) und zu rennen. der rest bleibt liegen, scheiß drauf. 500 meter weiter wohnt ein bekannter, dessen mutter kurz zum verarzten kommt, bis der vater nach einer halben stunde, nach einem kurzen check der umgebung den familienskoda rausholt und zu cluseaus eltern fährt.

  13. #13
    Avatar von Emslaender
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    Gewalt ist Scheiße und braucht kein Schwein.

    Ich habe zum Glück nur 2x im Leben damit Kontakt gehabt. 1x beim Fussballderby Meppen-Oldenburg vor 4-5. Wir gingen mit 4 Leuten nach dem Spiel zurück zum Auto und aufmal kam eine Horde von 20 gewaltbereiten Oldenburgern auf uns zugestürmt und gingen gleich auf einen Kumpel los. Als die ziemlich schnell merkten, dass wir keine gewaltbereiten Fans waren haben die sich verpisst. Mein Kumpel ist zum Glück mit einer Platzwunde davon gekommen.

    Zuvor war es mal vor 7-8 Jahren auf einer Party. Volltrunkener Typ baggert Freundin vom Kumpel an. Mein Kumpel bittet ihn freundlich sie in Ruhe zu lassen. Daraufhin schlug er ihn ohne Ansage sofort mit der Faust ins Gesicht. Wir sind dann mit 3 Leuten dazwischen gegangen und haben den Typen zu Boden gedrückt. Polizei hat dann später alles aufgenommen und mein Kumpel ein paar Monate später ne nette Stange Schmerzensgeld erhalten.

    Ansonsten verstehe ich absolut nicht wie man sich prügeln kann. Ist in meinen Augen einfach nur hohl.

  14. #14
    Avatar von Azad
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    Ist manchmal einfach unumgänglich. Wer sich aus Spaß prügelt, ist allerdings ein Idiot.

  15. #15

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    Meine Methode, Gewalt zu vermeiden: Opferrolle nicht annehmen. Etwas völlig Unerwartetes tun. Verrückt erscheinen.
    Beispiel: Anfall vortäuschen, sich ausziehen, irgendetwas ins nächste Fenster schmeißen, laut singen. Je mehr Leute auf einen aufmerksam werden, umso besser. Ich glaube, dass die allermeisten Täter durch eine solche Drehung der Situation überfordert sind, ihre Rolle aufrecht zu erhalten.
    Klappt garantiert nicht immer, aber ist meiner Erfahrung nach das beste Mittel.
    Manchmal ist es auch ganz einfach: Freudig auf die Täter zugehen und beispielsweise nach Feuer fragen. Oder nach dem Weg. Wobei das nur möglich ist, wenn noch keine direkte Konfrontation stattgefunden hat.
    Noch wichtig: Kleidung ist Kommunikation. Überspitzt: Wer mit Werder-Klamotten unbedingt in den HSV-Block will, muss mit Widerstand rechnen.

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