Was machen Sie jetzt?
Skripnik: Ich habe einen Vertrag mit Werder bis zum Sommer. Momentan bin ich gebunden, aber wahrscheinlich werde ich den Vertrag nicht verlängern. Es wäre wünschenswert, als Trainer zu arbeiten. Ich prüfe Vorschläge anderer Klubs.
Sie wurden als Cheftrainer bei Werder gefeuert, aber der Vertrag mit dem Klub läuft noch. Was genau machen Sie in Bremen?
Skripnik: Ich bin Teil des Analyseteams, das sich um den Gegner und die Entwicklung des Klubs kümmert. Das ist keine tägliche Arbeit, an der man von morgens bis abends sitzen muss. Das Management wollte immer, dass ich den Vertrag in Bremen verlängere und in anderer Position weitermache – als Scout oder Gegneranalyst.
Ich möchte von außen draufschauen. Ich bin seit 22 Jahren bei Werder, angefangen als Spieler bis hin zum Cheftrainer. Ich habe alle Stufen durchlaufen, den Abstiegskampf überstanden und die Meisterschaft gewonnen. Jetzt will ich etwas anderes – es gibt nicht nur Werder auf dieser Welt.
Als Sie den Cheftrainer-Posten verließen: Warum haben Sie den Vertrag nicht aufgelöst, um einen anderen Klub zu trainieren?
Skripnik: Warum? Die Pause macht einen Trainer stärker. Er kann von außen draufschauen und analysieren, was er getan hat. Man kann Fußballinnovationen kennenlernen, zu verschiedenen Seminaren reisen – in Deutschland ist das sehr weit entwickelt. Man geht hin, lernt, schaut. Niemand verschließt sich hier, jeder teilt mit dem anderen.
Der Fakt, dass ich 2007 meine Pro-Lizenz bestanden habe, ist gut. Aber der Fußball steht nicht still. Man muss sich weiterentwickeln.
Und den Vertrag aufzulösen, nur um jemandem etwas zu beweisen und in die 2. Bundesliga oder 3. Liga zu gehen, den Punkt habe ich nicht verstanden. Ich hatte keine Angebote aus der 1. Bundesliga. Da ich einen guten Vertrag hatte und bei einem Klub wie Werder arbeitete, hielt ich es nicht für notwendig, zu gehen.
Kam die Demission überraschend für Sie?
Skripnik: Im Durchschnitt wechseln sieben bis acht Bundesliga-Vereine pro Saison den Trainer. Jetzt haben es Bayern und Dortmund getan. Nicht zu vergessen die Teams, die gegen den Abstieg kämpfen. Ich habe zwei Jahre gearbeitet.
Die Demission kam für mich nicht erwartet, ich habe sie aber auch nicht ausgeschlossen. Es ist immer unangenehm, wenn das Team verliert und schwächer ist als andere. Es gab verschiedene Gründe dafür. Ich hatte die Situation, dass Spieler verletzt oder neu waren. Wenn ich gewusst hätte, dass sieben Leute in der Vorbereitung nicht spielen können und mit dem Training anfangen, als die Meisterschaft beginnt…
Mein Abschied war eine beidseitige Entscheidung. Ich bin nicht beleidigt deswegen. Ich bin auch niemandem böse. Wenn sie sauer wären, hätten sie den Vertrag aufgelöst. Sie hätten gesagt, dass ich nicht mehr benötigt werde. Aber mir wird immer noch angeboten, zu bleiben.
Warum zogen Sie einen kompletten Abschied als Cheftrainer von Werder in Betracht?
Skripnik: Weil wir verloren hatten. Bayern, Gladbach, zu Hause gegen Augsburg. Ich wollte das Team aufwecken. Ein neuer Trainer mit einer neuen Philosophie kam. […] Ich klammerte mich nie an den Posten, schlug mir nie auf die Brust und sagte, dass ich der Beste sei. Neue Leute kamen und wurden wieder gewechselt. Jetzt ist ein anderer Trainer tätig.
Hier steht an erster Stelle der Klub, wie er weiterlebt. Jahr für Jahr verpflichtet Werder Spieler, entwickelt und verkauft sie. Um ehrlich zu sein, möchte ich Stammspieler nicht verkaufen. Aber damit der Klub sich entwickelt und weiterlebt, muss man das tun. Das ist die Konsequenz des Risikos. Neue Spieler brauchen Zeit. Was zu einem schlechten Ergebnis führte.
Hätten Sie in der Situation etwas anders machen können?
Skripnik: Man ist von der Situation abhängig. Man kann auch nicht urplötzlich sagen, wer die Champions League gewinnen wird. Niemand weiß, wer Ende Mai in Höchstform sein wird, wer keine Verletzungen haben wird, wer mentale Stabilität haben wird. So ähnlich ist es in der Bundesliga. Es ist nicht vorherzusehen. Letztes Jahr hat Schalke die ersten fünf Spiele verloren, im Jahr davor Gladbach. Und sie spielten in der Champions League. In diesem Jahr schaffte es Köln in die Europa League, aber flog raus. Man kann sagen: Alle diese Mannschaften haben den Trainer gewechselt.
Das passierte auch mir. Wir gaben zwei Innenverteidiger ab – Vestergaard und Djilobodji. Auf sie bauten wir. Letzteren wollten wir von Chelsea kaufen, aber es war unmöglich, weil viel Geld verlangt wurde. Und der erste wurde für 2,5 Millionen Euro gekauft und für 15 verkauft. Ujah wurde für 4,5 Millionen gekauft und für 11 verkauft. Mit dem Geld wurden Spieler gekauft, die gerade erst anfingen zu spielen. Zu der Zeit waren sie gerade drei Wochen im Team. So etwas braucht Zeit.
Dann fiel Pizarro aus, Bargfrede war weg, Kruse verletzte sich am Knie, Junuzovic brach sich die Nase. Während dieser Zeit erhielten wir drei Niederlagen – und ich Kritik. Ich sagte mir dann, dass ich frische Luft brauche. Niemand schmiss mich raus – ich ging. Ein anderer Trainer von Werder kam. Jetzt coacht auch ein Trainer aus dem Klub. So läuft es in unserem Verein.
[…]
Und was war am schwierigsten für Sie?
Skripnik: Zu wissen, dass dein Team bundesligareif ist, es aber Zeit braucht, und man diese nicht hat. Das ist das Schwerste.
Die erste Sache, die ich tat, als ich zur Arbeit kam, war, die Ärzte zur Gesundheit der Spieler zu befragen. Aber auf Pressekonferenzen sagte ich nie, dass wir so schlecht spielen, weil wir so viele Verletzte haben. Ich sagte immer, dass wir qualifizierte Spieler hätten, die nun die Chance hätten, weil sich ein Stammspieler verletzte. So stimulierte ich das Team. Selbst jetzt sind da diesen jungen Typen, die bei mir anfingen: Eggestein und Veljkovic sind jetzt Stammspieler.
[…]
Als ich kam, gab es ein Defizit im Budget. Im Verein sagte man mir, dass es nötig wäre, einige Spieler zu verkaufen, damit das Minus verschwindet und das Budget wieder aufgefüllt ist. Es war schwer, man muss sich von seinen Anführern trennen. Trotzdem haben wir es gemanagt. Wir kamen ins Halbfinale des DFB-Pokals. Das brachte auch Einnahmen. [...] Als ich ging, schrieb der Klub bereits schwarze Zahlen.
[…]
Wo werden wir Viktor Skripnik in der Zukunft sehen?
Skripnik: Es ist nicht so, dass ich dasitze und auswähle. Ich bin jetzt offen für alles. Wenn es keine Angebote gibt, kann ich bei Werder bleiben. Obwohl man nicht bis auf den letzten Drücker warten kann, möchte ich im April entscheiden. Ich kann mir vorstellen, in der Ukraine zu arbeiten, das ist meine Heimat. Da ich seit 22 Jahren im Ausland wohne, kann ich auch in anderen Ländern arbeiten.
Fußball ist hier und Fußball ist in Afrika. Obwohl ich jetzt noch nicht nach Afrika gehen möchte (lacht). Einladungen habe ich aus verschiedenen Gründen abgelehnt. Jetzt bin ich offen für neue Angebote und ich habe keine Angst vor neuen Herausforderungen.
Hatten Sie wirklich ein Angebot von Lokomotive?
Skripnik: Es wäre seltsam, wenn Lokomotive jetzt den Trainer wechseln wollen würde. Sie stehen gut da. Es gibt keinen Kontakt.