Dazu gezwungen zu werden, etwas zu essen, und eine familienweite Vereinbarung, etwas zu probieren, ist aber noch ein himmelweiter Unterschied. Dazu kommt, dass sich gerade bei kleineren Kindern Vorlieben und Abneigungen gerne mal ändern.
Wenn ein Kind z.B. gestern keinen Grünkohl mochte, werde ich heute nicht darauf bestehen, dass es den Kohl noch mal probiert. Wenn die letzte Probe aber schon eine Kohlsaison her ist, dann wird wieder probiert. Ich (wie schon erwähnt: nur ein Kind, daher muss ich nicht ganz so dolle mit dem Speiseplan jonglieren) koche ja auch nicht absichtlich etwas, von dem ich weiß, dass das Huhn das nicht mag. Um beim Beispiel zu bleiben: Wenn es Grünkohl gibt, dann selbstverständlich nicht solo sondern es kommt auch eine Schüssel Kartoffeln auf den Tisch. Die futtert das Huhn pur oder mit Butter zermatscht und ist glücklich. Grünkohl kann ich ruhig öfter kochen wegen der leckeren Kartoffeln.
Dazu kommt aber noch das Verständnis für Lebensmittel und Geschmäcker, das mit dem Alter des Kindes zunimmt. Das Huhn ist acht und weiß selber, dass sich sein Geschmack manchmal ändert, weshalb es von sich aus gerne probiert, was es z. B. letztes Jahr nicht mochte. Das Thema hatten wir letztens mit Clementinen. Letzte Saison mochte es sie nicht, dieses Jahr mag es sie. Vorletztes Jahr mochte es sie auch. Und muss selber darüber schmunzeln.
Wenn ich ein Kind nicht probieren lasse, kann es keine Sachen entdecken, die es mag. Es ist wirklich nur eine Geschmacksprobe und geht nicht darum, einen Teller leerzuessen.